„Stillen ist wie Tanzen: Es gibt Naturtalente, die finden sich und tanzen einfach los. Die meisten jedoch benötigen Anleitung. Wichtig sind Körperkontakt, die Liebe zueinander und gemeinsamer Rhythmus. Zu Beginn sind beide manchmal unbeholfen, doch wenn beide die Schritte können, finden sie zueinander und bilden eine Einheit“
M. Orlowski

Muttermilch – das Wunder der Natur
Die Natur hat Mütter befähigt, eine außergewöhnlich schützende Substanz für die gesunde Entwicklung ihrer Babys zu bilden und abzugeben – die Muttermilch. Dank dieser evolutionären Innovation erhält der Säugling in den ersten 6 Lebensmonaten die gesamte Nahrung, die er benötigt. Darüber hinaus schützt die Muttermilch vor Infektionskrankheiten, senkt das Erkrankungs- und Sterberisiko und fördert die gesunde Entwicklung des Verdauungstraktes und des Gehirns bis weit in die frühe Kindheit – wenn nicht sogar darüber hinaus.
In mehreren Studien wurde auch ein Einfluss auf den späteren Intelligenzquotienten gefunden. Ein WHO-Gutachten schätzt, dass gestillte Kinder später einen im Durchschnitt um 3,5 Punkte höheren IQ haben.
Gestillte Kinder haben zudem ein geringeres Risiko, in ihrem Leben übergewichtig zu werden, einen Herzinfarkt zu erleiden oder andere Herz-Kreislauferkrankungen, wie z.B. hohen Blutdruck, zu bekommen. Stillen senkt zudem das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken und vermindert das Risiko für den plötzlichen Kindstod.
Neben der Ernährungsfunktion ist der Körperkontakt zwischen Mutter und Kind, der Aufbau einer emotionalen Verbundenheit von enormer Wichtigkeit. Mit diesem Prozess wird bereits ein Grundbaustein für die menschliche Bindungsfähigkeit und eine normale psycho-soziale Entwicklung gelegt.
Diagnose Schwangerschaftsdiabetes?
Stillen schützt Mütter langfristig vor Typ-2-Diabetes – Risiko sinkt um 40 Prozent
Gestationsdiabetes ist eine Störung des Blutglukosestoffwechsels, der während der Schwangerschaft auftritt. Die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes entwickeln, steigt stetig an. In Deutschland erkranken rund 4 Prozent der schwangeren Frauen an Gestationsdiabetes, Tendenz steigend. Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone verändert sich der Stoffwechsel. Dadurch nehmen die Körperzellen den im Blut gelösten Zucker aus der Nahrung langsamer auf, und der Blutzuckerspiegel steigt. Werden anhaltend bestimmte Werte überschritten, spricht man von einem Schwangerschaftsdiabetes. Zusätzlich erhöht Gestationsdiabetes das Risiko der Mütter, einige Zeit nach der Entbindung an Typ- 2-Diabetes zu erkranken. Und zwar erheblich: Jede zweite Gestationsdiabetikerin entwickelt innerhalb von 10 Jahren nach der Entbindung einen Typ-2-Diabetes – auch wenn sich ihr Blutzuckerspiegel nach der Schwangerschaft zunächst wieder normalisiert hat. Das hat eine Studie des Kompetenznetzes Diabetes mellitus ergeben, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt wurde. In der prospektiven Langzeitstudie wurden mehr als 800 Frauen mit Gestationsdiabetes über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren nach der Entbindung beobachtet und untersucht.
Das größte Risiko für Typ-2-Diabetes haben Frauen, die während der Schwangerschaft mit Insulin behandelt werden mussten, weil ihr erhöhter Blutzucker durch Umstellen der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten nicht ausreichend gesenkt werden konnte: Fast zwei Drittel der Betroffenen entwickelten innerhalb von drei Jahren nach der Entbindung einen Typ-2-Diabetes – innerhalb von 15 Jahren sogar mehr als 90 Prozent. Übergewichtige Frauen sind besonders gefährdet.
Doch dieses Risiko lässt sich erheblich senken – durch Stillen. Tritt ein Schwangerschaftsdiabetes auf, haben Mütter, die ihre Kinder stillen, später ein deutlich geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine Studie des Kompetenznetzes Diabetes mellitus hat ergeben, dass Stillen tatsächlich das langfristige Diabetes-Risiko um mehr als 40 Prozent senkt! In Jahre umgerechnet heißt das, dass die Studienteilnehmerinnen allein durch das Stillen die Entwicklung eines Typ- 2-Diabetes um durchschnittlich 10 Jahre verzögern konnten.
Je länger, desto besser!
Dabei ist die Dauer des Stillens entscheidend: Der schützende Effekt ist besonders bei denjenigen Frauen ausgeprägt, die ihre Kinder länger als drei Monate gestillt haben. Bekannt war bislang, dass Stillen kurzzeitige positive Effekte auf den Stoffwechsel der Mutter hat, neu ist jedoch die Erkenntnis, dass Stillen auch langfristig einem Typ-2-Diabetes der Mutter vorbeugt. Dies gilt jedoch ausschließlich für Gestationsdiabetikerinnen, bei denen keine mit Typ-1-Diabetes assoziierten Autoantikörper nachgewiesen werden konnten.
Folgen einer diabetischen Stoffwechsellage für das Neugeborene
Die Neugeborenen diabetischer Mütter haben ein erhöhtes Risiko, nach der Geburt eine Unterzuckerung zu entwickeln. Daher wird empfohlen, dass das Baby 30 Minuten nach der Geburt die erste Nahrung erhalten sollte um Unterzuckerungen bei Ihrem Kind zur vermeiden. Um diese nicht zu übersehen erfolgen routinemäßig Blutzuckerkontrollen in den ersten Stunden nach der Geburt.
Kolostrum wirkt am besten
Unmittelbar nach der Geburt und auch in den ersten Lebenstagen Ihres Babys produziert der Körper Kolostrum. Diese, häufig auch als flüssiges Gold bezeichnete, dickere Vormilch, die im weiblichen Brustdrüsengewebe ab dem 2. Schwangerschaftstrimester gebildet wird, ist besonders nahrhaft und versorgt und schützt das zarte Neugeborene. Es ist die erste und wichtigste Nahrung, die Ihr Baby bekommt, nachdem es aus der Sicherheit des mütterlichen Bauches in unsere Welt geboren wurde.
Superfood Kolostrum
- enthält Eiweiß und Elektrolyte, Vitamine und Milchzucker
- Grundausstattung von Antikörpern zur Stärkung der Immunabwehr
- Grundlage für eine gesunde Darmflora
- entzündungshemmend
- reguliert den Blutzuckerspiegel
Neugeborene, die Kolostrum erhalten, haben einen signifikant höheren mittleren Blutzuckerspiegel im Vergleich zu denjenigen, die Formula-Nahrung bekamen (Chertok 2009). Stillen ist hier also das Beste für das Neugeborene, weil es durch die im Kolostrum enthaltenen Enzyme den Blutzucker am besten stabilisieren kann (Lawrence 2016).
Manche Kinder sind zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht bereit zum Stillen. Aber auch ein sehr zartes Neugeborenes kann in den ersten Lebensstunden vielleicht noch nicht in der Lage sein, selbst an der Brust zu trinken. Daher sollte es Standard sein, diesen Neugeborenen per Hand entleertes frisches oder aufgetautes Kolostrum zu geben.
Mit der richtigen Technik ist das „Abfüllen“ der Vormilch in dafür vorgesehene Spritzen leicht, schon wenige Milliliter reichen vollkommen aus. Die Frauen fühlen sich so gut vorbereitet für die Geburt ihres Kindes und setzen sich weniger unter Druck. Bei mir erlernen Sie die Technik der Kolostrumgewinnung, selbstverständlich bekommen Sie von mir auch das geeignete Material für die Gewinnung sowie Lagerung dieses „flüssigen Goldes“.
Studien zeigen außerdem, dass bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes häufiger Stillschwierigkeiten auftreten, welche jedoch durch eine fachkundige Beratung vermieden bzw. behoben werden können.

Manchmal braucht ein Stillpaar aber auch einfach nur Anleitung, um zueinander zu finden und eine Einheit zu bilden…
Es gibt unzählige Bücher, Internetseiten und natürlich auch liebevolle, gutmeinende Menschen, die gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um das Thema Stillen geht.
Nur – ist nicht jede Frau einzigartig? Jede Brust einzigartig? Jedes neue Leben?
- Sie möchten stillen, haben aber Sorge, es könnte nicht klappen?
- Sie haben negative Stillerfahrungen gemacht?
- Sie möchten sich bestmöglich auf Ihr Baby vorbereiten und sich individuell informieren?
Wenn auch nur eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, macht auch für Sie eine individuelle Stillberatung bereits in der Schwangerschaft großen Sinn für Sie. Mein Ziel ist es, Ihr Selbstvertrauen in die eigene Stillfähigkeit maximal zu stärken.

Was Sie unbedingt wissen sollten – das Stillen in der ersten Stunde nach der Geburt legt den Grundstein für die gesamte Stillzeit! Forscher haben herausgefunden, dass ein erstes Anlegen des Babys möglichst früh nach der Geburt auch für die optimale Anregung der Milchproduktion – und damit für die gesamte weitere Stillzeit – entscheidend ist.
Gemeinsam klären wir alle Fragen, und bereiten Sie bestmöglich vor, damit Sie sich auch nach der Geburt sicher und gut informiert fühlen.
Übrigens: auch werdende Väter sind in meiner Praxis herzlich willkommen. Sie können den Stillerfolg, die Stilldauer, die Gesundheit und die Zufriedenheit von Mutter und Kind nachhaltig beeinflussen!

Und es gibt noch unzählige weitere Vorteile, die für das Stillen ihres Babys sprechen:
- Stillen ist kostenlos und zu jeder Zeit an nahezu jedem Ort möglich. Das Zubereiten von Flaschennahrung unter hohen hygienischen Anforderungen entfällt. Das Schlafen wird durch das Stillen weniger gestört.
- Stillende Mütter verlieren nach der Geburt schneller an Gewicht, da Stillen zusätzliche Energie verbraucht.
- Das Saugen des Säuglings an der Brust führt zu einer verstärkten Ausschüttung von Prolaktin, die Mutter bleibt gelassener.
- Das Hormon Oxytocin beeinflusst nicht nur den Stillvorgang, sondern löst Kontraktionen der Gebärmutter (Stillwehen) aus. Der damit verbundene Druck auf die Gefäße führt zu Blutstillung, Abstoßung von Wundsekreten aus der Gebärmutter sowie deren Rückbildung. Gleichzeitig wird Blutarmut und Eisenmangel vorgebeugt.
- Darüber hinaus verringert Oxytocin die Ausschüttung von Stresshormonen bei Mutter und Kind und fördert die Bindung zwischen beiden („Bindungshormon“).
- Stillen senkt das Risiko der Mutter für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Osteoporose-Erkrankungen.
- Eine schwedische Studie konnte aufzeigen, dass Frauen, die mindestens ein Jahr stillen, nach den Wechseljahren ein geringeres Risiko für rheumatoide Arthritis aufweisen.
- Stillen senkt das Risiko der Mutter für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ II und Übergewicht.
- Stillen senkt das mütterliche Endometriose-Risiko
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass es nur sehr wenige Ausnahmen gibt, warum ausschließliches Stillen nicht möglich ist. Grundsätzlich kann jede Frau stillen!

Jede Situation im Leben Ihres Kindes ist ein einmaliger Augenblick, der so niemals wiederkehrt. Jedes Mutter-Kind-Paar ist einzigartig!
Ich wünsche allen Frauen den perfekten Stillstart, denn genau dieser Start ist die Grundlage für eine entspannte und glückliche Stillzeit!
Chertok IRA, Raz I, Shoham I, . Effects of early breastfeeding on neonatal glucose levels of term infants born to women with gestational diabetes. J Hum Nutr Diet 2009; 22: 166–169
Lawrence R. A., R. M. Lawrence: “Breatsfeeding; A Guide for the Medical Profession”., 8. Auflage, Elsevier 2016; 91 ff